Die Frage ist, kann derjenige erkennen, dass seine Handlungen falsch sind. Wenn ja, dann ist die Person meines Erachtens auch schuldfähig.
Der in Magdeburg soll ja paranoide Zwangsvorstellungen gehabt haben. Ich hatte einen guten Freund, der leider an Schizophrenie erkrankte. Er war auch schwer paranoid. Damals habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und es ist extrem selten, dass solche Menschen nach außen gewalttätig werden.
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Ich kenne mich mit dem Themenbereich recht gut aus. Und selbstverständlich kann und darf man Menschen mit tatsächlich vorhandenen Störungen, die zu einem kompletten Realitätsverlust führen, nicht einfach aburteilen.
Aber muss man sich andererseits nicht fragen, ob nicht weite Teile der AfD-Anhängerschaft u. andere faschistoide Personen so gesehen dann z.B. auch unter ersthaften paranoiden Zwangsvorstellungen leiden? Allein diese Projektion eigener Boshaftigkeit ist doch pathologisch.

Ich denke es gibt ein Muster, das sagt "So eine Tat wie in Magdeburg, die ist so unfassbar grauenhaft, so unvorstellbar menschenverachtend, dass kann kein psychisch gesunder Mensch tun. Der muss wahnsinnig sein."
Das halte ich für einen gefährlichen Trugschluss. Menschen können so grausam und unmenschlich sein. Ganz ohne psychisch krank zu sein. Dazu gibt es genügend Beispiele in der Geschichte. Insbesondere auch in der deutschen Geschichte.

Oder wir sagen "Sie alle, die so etwas zu tun imstande sind/waren, sind psychisch Gestörte"... womit dann im Umkehrschluss wiederum fast keine*r unter das Etikett "krank" fallen würde. Also, nur noch die Leute, die vorher bereits zu keiner selbstständigen Teilhabe am Alltagsleben mehr fähig waren und z.B. in Kliniken untergebracht waren.
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Man redet immer von "Wahnsinnigen", "Verrückten" und "Gestörten", wenn man etwa von Hitler und anderen Völker- und Massenmördern spricht.
Würde Adolf Hitler heute unter "psychisch erkrankt" fallen, so dass man nicht von "politisch motiviertem Terrorismus" bei ihm ausgehen und nicht den Generalstaatsanwalt einschalten würde? Käme Hitler heute in eine Klinik statt ins Gefängnis? 🤷‍♀️

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Eure Diskussion erinnert mich an die Hölderlin-Biografie von B... (hab den Namen vergessen). B. meinte, 1. Hölderlin war gar nicht verrückt. Er hat nur so getan und 2. Psychische Krankheit gibt es gar nicht. Das ist nur eine Methode, unliebsame Genies aus dem Weg zu räumen. (Mich hat Bs Buch nicht überzeugt.)

Dass es psych. Erkrankungen gibt, steht ja völlig außer Frage. Hoffe ich. U.a. die Opfer aller Gewalttäter und Narzisst*innen wissen dies leider sehr genau, denn sie leiden bis an ihr Lebensende an PTBS etc.
Meine Frage ist eher, ob wir nicht inzwischen dazu neigen, fast jede Art von "Verblendung" oder starker Gewalttätigkeit als "Erkrankung" einzustufen statt als boshafte, kriminelle Energie. Wichtig: Denn Kranke können nichts für ihre Erkrankung u. deren Folgen.

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Ja klar. Der Täter von Magdeburg war Psychiater. Kann er sich dann selbst den Jagdschein ausstellen? Ich bin auf den Prozess gespannt. Aber erst mal wünsche ich uns allen geruhsame Feiertage.

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